Eben hoppelte das Kaninchen noch munter durchs Gehege, jetzt schleppt es sich mühsam auf den Vorderläufen vorwärts und erinnert ein wenig an einen Seehund. Ein klarer Fall von Nachhand-Lähmung. Diese tritt häufiger auf als viele denken. In vielen Fällen ist jedoch eine Heilung möglich, wenn die Ursache der Lähmung richtig diagnostiziert wird.
Wie kommt es zur Nachhandlähmung beim Kaninchen?
Die Nachhandlähmung beim Kaninchen kann vielfältige Ursachen haben, die nur der Tierarzt wirklich feststellen kann. Wie der Mensch kann auch das Kaninchen an einem Bandscheibenvorfall erkranken oder sich Verletzungen der Wirbelsäule oder Hinterläufe zuziehen. Da der Besitzer das Kaninchen nicht rund um die Uhr beobachten kann, kommt es zu Verletzungen, die zunächst unbemerkt verlaufen. Bei einem undiagnostizierten Knochenbruch kann sich nach der (schlechten) Heilung eine chronische Osteomyelitis entwickeln, die auf Dauer zu Lähmungserscheinungen führt.
Kaninchen, zu sehr starkem Klopfen mit den Hinterläufen neigen, können sich auch durchaus eine Nervenschädigung zuziehen, die sich dann auf Wirbelsäule und Hinterläufe niederschlägt. Manchmal ist auch der Halter schuld: Wenn beispielsweise ein sehr widerspenstiges zappeliges Kaninchen festgehalten wird und es sich im Griff dreht und wendet, kann die empfindliche Wirbelsäule Schaden nehmen. Nicht immer sind Probleme mit den Knochen oder der Wirbelsäule schuld: Auch Vitaminmangel oder Parasitenbefall können zu Lähmungen führen.
Wie wird eine Nachhandlähmung behandelt?
Stellt der Besitzer fest, dass sich das Kaninchen nur noch mühsam mit dem Vorderbeinen vorwärts schleppt oder gar nicht mehr bewegt, sollte es unbedingt schnellst möglich zum Tierarzt gebracht werden. Dieser wird das Kaninchen auf mögliche Verletzungen untersuchen, indem er das Tier sanft abtastet und ein Röntgenbild erstellt.
Bei einer akuten Verletzung der Wirbelsäule oder der Hinterläufe wird meist eine Operation vorgeschlagen. Nach der OP erhält es Medikamente bis es wieder fröhlich herumhoppelt.
Wird die Lähmung durch Parasitenbefall oder Vitaminmangel verursacht, kann der Tierarzt entsprechende Mittel verabreichen. Gerade bei Vitaminmangel wird er dem Besitzer auch bezüglich der Ernährung seiner Kaninchen ins Gewissen reden.
Gerade bei Wirbelsäulenverletzungen ist eine rettende Operation jedoch nicht immer möglich: Oft ist es besser, das Tierchen aus seinem Leiden zu erlösen, als es noch Wochen lang mit starken Schmerzen in seinem Gehege sitzen zu lassen.
Sanfter Umgang mit Kaninchen verhindert Verletzungen
Natürlich kann der Kaninchenbesitzer nicht alle Verletzungen verhindern, zum Beispiel wenn sich Kaninchen untereinander ungestüm balgen oder das Tierchen beim Spielen stürzt. Allerdings kann der Mensch einiges dazu beitragen, dass das Kaninchen gesund bleibt. Dazu gehört vor allem das richtige Anfassen und Aufheben des Kaninchens. Ein falscher Griff genügt oft schon um eine Wirbelsäulenverletzung auszulösen. Eltern, die ihren Kindern Kaninchen als "Spielkameraden" schenken, sollten dem Nachwuchs unbedingt einschärfen, die widerstrebenden Tiere nicht gegen ihren Willen im "Zwangsgriff" zu halten.